Die Liturgie am Ende des Kirchenjahres und ebenso am Beginn der Adventszeit blickt auf die Zukunft, das Kommende, bzw. den Kommenden Herrn am Ende der Zeiten. Wir, als Volk Gottes, als Kirche warten auf Sein Kommen, aber wie warten wir richtig? Was heißt wachsam sein und wachsam bleiben für die endgültige Begegnung mit IHM, mit seinem verstehenden, barmherzigen und richtenden Blick. Das ist die entscheidende Frage und sie stellt sich für uns als Verehrer der WM und als Mitglieder der Vereinigung auch so: Wie können und sollen wir Ihm die Wege bereiten zu unserem eigenen Herzen und zu den Herzen der Menschen?
Am 27. Nov 1830, inmitten einer bedrängten Zeit mit vielen unheilvollen, sog. apokalyp-tischen Zeichen, an denen es auch heute leider nicht fehlt, erhält Sr. K .L. mitten in Paris, dem damals wohl größten Unruheherd auf dieser Welt, ein Geschenk des Himmels, eine kleine Medaille mit einer einfachen Botschaft, nicht als fertiges Produkt, wie es bald unzählige Menschen in Händen haben werden, sondern als Auftrag, als eine besondere Sendung für ihr Leben im Dienst des Evangeliums und der Armen. Eine Sendung, die sie insgesamt so vorbildlich lebt, dass die Kirche Sr. K. 1947 heiliggesprochen hat.
Am Fest Maria's von der WM wird uns jedes Jahr in der Lesung aus der Offb das große Hoffnungzeichen der Endzeit vor Augen gestellt – wir könnten auch vom großen apokalyptischen Hoffnungszeichen sprechen -: Eine Frau mit der Sonne bekleidet, der Mond unter ihren Füßen und ein Kranz von 12 Sternen auf ihrem Haupt. Diese Frau ist das wahre Israel, die Kirche, das Gottesvolk des Alten und des Neuen Bundes und darüber hinaus, die Einzige, die durch eine besondere Gnade, diesen Namen immer und in allem verdient: eben Maria, die im voraus Erlöste, die im Hinblick auf ihre Erwählung zur Mutter Gottes von jedem Makel der Erbschuld bewahrt geblieben ist.
Der hl. Ambrosius sah die Verbindung von Maria und der Kirche Christi vor allem darin, daß sich in der Kirche die jungfräuliche Mutterschaft Marias wiederholt und in ihr weitergeht; denn in der Kraft des Heiligen Geistes empfängt die in ihrem Glauben reine Jungfrau "Kirche" immer neues göttliches Leben und bringt als taufende Mutter neue Glieder Christi hervor. Und so wie die Kirche von Christus kraft seiner Hingabe von Anfang an rein und makellos gestiftet worden ist, so hat sie im Lauf der Jahrhunderte auch darin immer deutlicher Maria – in ihrer UE - als ihr Urbild erkannt.
„Urbild“ erinnert an die ersten Seiten, ja Zeilen der Bibel, wo gesagt wird, dass Gott den Menschen als sein Abbild, Ihm ähnlich erschaffen hat. Er verleiht Mann und Frau göttliche Eigenschaften: die Wahrheit zu erkennen, in Liebe das Leben zu haben, und als Grundlage dafür den freien Willen. „Gott hat ja gewusst, dass der Mensch sündigt, warum hat er ihn dann so geschaffen“ wurde ich kürzlich in einem Bibelkreis gefragt. „Kann Liebe erzwungen werden – habe ich darauf geantwortet, und als Abbild Gottes sind wir natürlich für die Liebe geschaffen.“
„Das mit der Liebe in der Kirche funktioniert leider nicht so gut“ hat unser Prof. für Kirchenrecht als Begründung für sein Fach wiederholt gesagt. Ja, die Macht des Bösen, der Widersacher gegen Gott ist überall am Werk. Er will – heißt es in der Lsg - sogar das Kind, den verheißenen Messias, den "Christus" verschlingen, dem die Macht über die Menschen gegeben ist. Das Kind wurde aber zu Gott entrückt. Christus ist auferweckt worden. Er lebt und wird wiederkommen, um sein Werk zu vollenden. Bis dahin baut er auf unsere Mitarbeit in seinem Reich, das in dieser Welt schon angebrochen ist und nach Vollendung schreit.
Es ist doch eh alles in Ordnung. Im Vergleich zu anderswo leben wir wie im Paradies – das ist die eine Meinung dazu. Wir, gerade wir im reichen Westen, stehen am Rande des Abgrunds – bzw. sind schon einen Schritt weiter - lautet die Gegenposition. Wie auch immer, die eig. Wahrheit ist, denke ich, tiefer zu suchen. Im Inneren des Menschen, in seiner Seele wird durch die Gnade Christi das verlorene Paradies wiederaufgerichtet und erhält einen österlichen Glanz. Nur von hier kann sich das Neue Leben ausbreiten, kann auch eine Gemeinschaft oder eine Gesellschaft innerlich umgeformt werden. Der Abgrund der Sünde ist auch eine Realität, aber dafür ist Jesus ja gekommen: die Sünder und alle in Not Geratenen zu suchen.
Maria unterstützt diese Suche auf mütterliche und auf bis heute für viele Menschen verständliche Weise, mit ihrer kleinen Medaille. Machen wir uns mit ihrer Botschaft immer besser vertraut, um sie anderen besser verständlich machen zu können. Das lichtvolle Bild Mariens auf der Vorderseite ist zugleich Urbild für die durch Christus erlösten Seelen. Unter dem Kreuz, sagt uns die Rückseite wurde Maria uns zur Mutter gegeben. Die Medaille verkündet uns: Wir sind im Innersten Maria sehr ähnlich, im Bereich der Gnade ist sie unsere Mutter. Wie sollte sich ein Kind nicht vertrauensvoll an sie um Hilfe wenden. Im Gebet auf der Medaille gibt uns Maria sogar die Worte, wie wir es kurz und wirksam tun können.
Die Med, die wir nahe am Herzen tragen, weist uns wirksam auf diese Nähe zu Maria hin, zu ihrem Glauben, zu ihrem Vertrauen auf die Rettermacht Gottes, die allen Menschen gilt, besonders jenen, die in einer inneren oder äußeren Not sind. Das erste Heilmittel für den Menschen ist der Mensch, sind wir füreinander, auch wenn wir das Heil selber nicht geben, ja oft nur unzulänglich darauf hinweisen können. Maria mit ihrer Medaille ist unsere große Hilfe, sie weist uns und allen den Weg zu Gott, der nie müde wir, wie Papst Franziskus sagt, uns anzunehmen und einzuladen: „Schauen Sie, sagte er vor kurzem, da ist jemand, der Ihnen Gutes will, der sie bei Ihrem Namen ruft und der Sie auserwählt hat. Das einzige, das er von Ihnen verlangt, ist, sich lieben zu lassen.“