Die Medaille gegeben zwischen dem Christkönigsfest und dem Beginn des Advent
Das Fest der "seligen unbefleckt empfangenen Jungfrau Maria von der Wundertätigen Medaille" wurde 1894 eingeführt und auf den 27. November verlegt. An diesem Tag im Jahre 1830, es war am Vorabend zum 1. Adventsonntag hat die junge Schwester K. L. in der Kapelle in der rue du Bac in Paris während des Gebetes die Gottesmutter gesehen und von ihr eine Medaille gezeigt bekommen, deren weitere Geschichte wir alle mehr oder weniger kennen. Der 27. November fällt immer in die Woche nach dem Christkönigssonntag. Vertraut ist uns der Gedanke, dass Maria, die Vorauserlöste, die Unbefleckt Empfangene einen neuen Advent, eine neue Ankunft ihres Sohnes Jesus Christus vorbereitet und dass das Fest ihrer Medaille nach vorne, in die Zukunft, auf den Advent hin ausgerichtet ist.
Christus ist der Kommende, der bei seiner 2. endgültigen Ankunft als König in seiner ganzen Herrlichkeit erscheinen wird. Jahrhunderte lang waren in Europa irdische Könige Bilder, für die Gläubigen, auch für Katharina Laboure "geheiligte Bilder" der Herrschaft Christi auf Erden. Anfang Juli 1830 hat Katharina Laboure, für die im Noviziat der Himmel gleichsam offen war, in einer Vision Christus als König gesehen. Sein königlicher Schmuck, das Kreuz, das er umgehängt hatte, fiel zu Boden. Katharina bekommt düstere Gedanken und deutet alles auf eine neuerliche Revolution und den Sturz der alten Monarchie, die es in Frankreich seit 1814 wieder gab, hin. Dies alles trifft Ende Juli für viele überraschend ein. Katharina ist inzwischen, Mitte Juli, in einer längeren nächtlichen Unterredung mit der Gottesmutter Maria auf ihre Mission vorbereitet worden. Ende November zeigt ihr Maria die Medaille und bittet um ihre Verbreitung.
Ich entdecke in diesen kurz geschilderten Zusammenhängen eine Parallele zum Christkönigsfest: dieses ist 1925 von Papst Pius XI. eingeführt worden. In einer politisch instabilen Zeit, in der die Monarchien in Europa zerfallen waren, wollte er ganz bewusst die Königsherrschaft Christi herausstreichen. In ähnlicher Weise sollte auch die Medaille Mariens, der Unbefleckten, die bald "medaille miraculeux"“ ... genannt wurde, zunächst in Frankreich und dann in der ganzen Welt, ein Zeichen, ein geheiligtes Zeichen für die unvergängliche Königsherrschaft Christi sein.
Das Kreuz auf der Rückseite der Medaille und das Herz mit der Dornenkrone umwunden weisen auf Christus, den König hin. In seinem Reich, das er auf Erden errichtet hat, gibt er seiner Mutter Maria, der vom ersten Augenblick ihres Daseins an Begnadeten und Erwählten, Anteil an seiner Herrschaft. Es ist eine Herrschaft des Dienstes am Leben, des zeitlichen und des ewigen, eine Herrschaft der Liebe, der göttlichen Liebe, die die menschliche Liebe erhebt und reinigt, wie Papst Benedikt in seiner 1. Enzyklika schreibt.
Uns sind viele Zeichen des Glaubens geschenkt. Zu ihnen gehören auch die Zeichen der Zeit. Es gilt sie immer tiefer verstehen und aus der Mitte des Glaubens heraus leben um so am Reich Gottes auf Erden mit zu bauen. Zu nichts geringerem sind wir als Christen berufen. Maria möchte und kann uns gerade auch mit ihrer (kleinen) Medaille dabei helfen.
Die Medaille erinnert uns zu beten, vertrauensvoll in allen Anliegen und Sorgen, in allen Gefahren unsere Zuflucht zum Gebet und zu Maria zu nehmen, die allezeit für uns, ihre Kinder bei Gott bittet.
Warum wurde die Medaille einer Barmherzigen Schwester vom hl. Vinzenz gegeben, hat man sich manchmal gefragt? Wegen der Armen, lautet die für mich schlüssigste Antwort! Wir sollen uns zu den Armen zählen. Selig, die arm sind vor Gott ... und wir sollen an keiner Armut gleichgültig vorüber gehen. Es gilt unsere Stimme in diesem Sinne zu erheben und unsere ausgestreckte Hand, dem der sie braucht anzubieten.
In dieser Hand soll sich auch bisweilen eine wunderbare Medaille befinden, das Geschenk Mariens an ihre Kinder, die oftmals verloren und vom Weg abgekommen sind. Gott allein kennt die Stunde der Gnade für jeden Menschen. Halten wir uns offen für das Kommen Christi in unsere Welt, tragen wir die Liebe Christi, die zunächst oft ohnmächtige, aber geduldige Liebe zu den Ärmsten und Verzweifelten. Maria begleitet uns mit ihrer mütterlichen Fürsprache. Niemand, der zu ihr seine Zuflucht nimmt, geht leer aus:
Das ist die Erfahrung unzähliger, das soll auch immer mehr unsere Erfahrung werden:
"Oh Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für ..."