Vortrag 2012
Die hl. Katharina Labouré - ein Vorbild im Glauben.
Im Jahr des Glaubens wollen wir auch auf das Zeugnis schauen, dass die Heiligen uns geben. Sie sind selbst durch ihr Leben aus dem Glauben zum Wort Gottes für andere geworden und sie sind uns Fürsprecher auf unserem Weg.
Die „Tür des Glaubens“ (vgl. Apg 14,27), die in das Leben der Gemeinschaft mit Gott führt und das Eintreten in seine Kirche erlaubt, steht uns immer offen. Es ist möglich, diese Schwelle zu überschreiten, wenn das Wort Gottes verkündet wird und das Herz sich durch die verwandelnde Gnade formen läßt.
Gebet der hl. Katharina L. aus ihrem handschriftlichen Nachlass: „Mein Gott, ich gebe mich dir hin. Ich möchte ganz dir gehören, o mein Gott, mach mit mir, was dir gefällt. O Maria, gib mir deine Liebe, ohne dich gehe ich zugrunde, rette mich. Erlange mir alle Gnaden, die ich brauche.“ (AC 448)
K. hat mit 12 Jahren den Ruf Gottes vernommen, Barmherzige Schwester zu werden. Auf diesen Ruf zu hören, war für sie nicht einfach. Sie musste lernen Geduld zu haben und immer neu nach dem Willen Gottes zu fragen: Was muss ich jetzt tun?
Am 25. Jänner 1818 hat sie mit großer Freude in Moutiers-Saint-Jean die erste hl. Kommunion empfangen. Die ganze Familie war dabei, außer ihrer Mutter, die drei Jahre früher verstorben ist. K hat damals zu ihrer himmlischen Mutter Maria Zuflucht genommen. Am Tag ihrer Erstkommunion hat K. den Ruf vernommen, ganz Gott zu gehören.
Einige Monate später erklärt Marie–Luise, die älteste Schwester der Familie, das sie zu den BS gehen will. Am 22. Juni 1818 beginnt sie ihr Postulat. Das hat K. zu denken gegeben: Wie kann man sicher sein, dass Gott einen ruft? Die Arbeit am Hof leidet nicht unter ihrem Nachdenken. Marie-Luise hat ihre geliebte Familie verlassen, für sie gibt keine Feste, Unterhaltungen im Dorf mehr, sie hat auf eine Ehe verzichtet um den Ärmsten zu dienen. Wird sie selber den Mut haben, ihr auf diesem Weg zu folgen?
Eines Nachts hat K. einen besonderen Traum, an den sie sich immer erinnern wird. Sie betet in der Kirche von Fain-Les-Moutiers. Ein alter Priester kommt und feiert die hl. Messe. Als er gerade weggehen will, blickt er sie an und gibt ihr ein Zeichen, näher zu kommen. Sie erschrickt und geht rücklings davon, denn, fasziniert von diesem durchdringenden und überaus gütigen Blick dieses Priesters. Anschließend besucht sie einen Kranken (immer noch im Traum). Als sie das Haus verlässt, sieht sie den Priester wieder, der zu ihr sagt: "Meine Tochter, jetzt läufst du vor mir davon, aber eines Tages wirst du dich freuen, zu mir zu kommen. Der liebe Gott hat seine Absichten mit dir!"
Diese Worte bleiben in ihrem Gedächtnis.
Herr Labouré (Vater) ist mit der Arbeit seiner Tochter auf dem Bauernhof sehr zufrieden. Er bewundert ihr Geschick, ihre guten Entscheidungen und ihren freundlichen Umgang mit allen. Er hätte gerne, dass sie heiratet und auf dem Hof bleibt (Die Brüder hat es alle in die Welt hinaus gezogen). Katharina wird von den heiratsfähigen jungen Männern wahrgenommen. Der Vater lässt ihr ein schönes violettes Kleid machen und hofft auf einen Schwiegersohn. Aber er wird enttäuscht. K. weist alle Bewerber ab. Der Vater verlangt eine Erklärung. K. erklärt, dass sie ihrer Marie-Luise in die Gemeinschaft der BS folgen will. Die Reaktion des Vaters ist heftig, ja wütend, sodass K. ganz erschüttert ist. „Ich habe eine Tochter Gott gegeben. Du wirst nicht dorthin gehen“ sind sein Worte. Er kennt aber auch seine Tochter, die das gleiche Temperament hat wie er: aufbrausend und standhaft (sturr). Und so versucht er, sie von ihrem Plan abzubringen. Er sendet sie nach Paris, wo ihr Bruder Karl ein Gasthaus für Arbeiter eröffnet hat. Das wird sie auf andere Gedanken bringen, denkt er, und sie kann ihrem Bruder helfen, dessen Frau überraschend gestorben ist. K muss also den Hof verlassen, die Familie, die Dorfgemeinschaft, wo sie so glücklich war. Sie wird darunter sehr leiden. Sie versteht aber auch, dass das jetzt sein muss, wenn sie dem Ruf Gottes folgen will. Im Gasthaus erfährt K. als junge tüchtige Frau vom Land viel Aufmerksamkeit. Ihr Bruder meint, ihr helfen zu sollen einen passenden Mann zu finden. K. leidet unter dieser Situation. Karl begreift und als er 1829 ein 2. Mal heiratet, wendet er sich an den Vater. Dieser ist jedoch dagegen, das K. auf den Hof zurückkehrt.
Karl nimmt mit seinem Bruder Henri Kontakt auf. Dieser lebt in Chatillon-sur-Seine. Seine Frau (Kusine) hat ein Pensionat für Schülerinnen. Katharina war früher einmal schon kurze Zeit dort. Sie wird wieder herzlich eingeladen. K schreibt an Sr. Marie-Luise und bittet um Rat. Die Antwort ist hoffnungsvoll: "Ich begrüße sehr, dass Du einige Zeit bei unserer lieben Schwägerin verbringst, wie sie selbst es dir vorgeschlagen hat, damit Du ein wenig Bildung erhältst. Das ist sehr notwendig, in welche Lage man auch kommen mag. Du wirst ein wenig besser französisch sprechen lernen, als man es in unserem Dorfe tut. Du wirst dich üben im Schreiben, im Rechnen, und vor allem in der Frömmigkeit, in der Andacht und in der Liebe zu den Armen." (CR 25)
K. kann das alles brauchen. Die Mutter hat die älteren Geschwister selbst unterrichtet. Für die jüngeren hatte sie keine Kraft mehr. K ist bestrebt dem Ruf Gottes, den sie seit langem im Herzen spürt, zu folgen und nimmt den Rat ihrer Schwester an. Unter den Fräuleins aus der Stadt fühlt sich K sehr bald fehl am Platz. Sie ist zu anders und bekommt das zu spüren. Ihr Stolz begehrt oft auf, sie muss lernen ihre Gefühle zu beherrschen.
In Chatillon-sur-Seine ist ein Haus der BS. K besucht es in ihrer freien Zeit. Ihre Überraschung ist groß als sie beim ersten Besuch im Sprechzimmer ein Bild an der Wand sieht, mit einem Gesicht und mit denselben Augen, die sie schon in ihrem Traum fasziniert haben. Wer ist dieser Priester?, fragt sie. „Das ist unser Gründer, der hl. Vinzenz von Paul“ Diese Begebenheit ist für K. wie eine Bestätigung ihrer Berufung.
Ihr älterster Bruder Henri versteht das Leid Katharinas und er weiß auch, das sie BS werden will. Zusammen mit seiner Frau geht er zum Vater um für K. zu sprechen. Der lässt sich insofern erweichen, dass er K gehen lässt, aber um seine Autorität zu zeigen verweigert er ihr eine Ausstattung. Die beiden Brüder werden dafür aufkommen. ZU ihrer Ausstattung gehört auch ihr schönes violettes Festkleid. Am 22. Jänner 1830 kann sie ihr Postulat in der Gemeinschaft von Chatillon-sur-Seine beginnen:
3 Monate zur inneren Klärung des Vergangenen und zur Vorbereitung auf das Kommende. Am 21. April 1830 kommt K im Seminar in Paris an.
Der Weg dorthin war für K lang und schwierig. Um ihrer Berufung folgen zu können, musste sie ihrem geliebten Vater im Angesicht widerstehen. Wie sollte sie ihren Weg finden? Dem geliebten Vater gehorchen oder dem Ruf folgen, auch wenn sie wusste, das dies für den Vater Leid bedeuten würde? K pflegte schon immer ein tiefes Gebetsleben, nur so hat sie an ihrem Entschluss festhalten können.
Einige Verehrer, die der Vater eingeladen hat, hätten ihr schon gefallen. K kannte das Glück der Ehe ihrer älteren Brüder. Warum nicht diesen Weg einschlagen?
Die Prüfungen, die K auf Anordnung des Vaters erdulden musste, waren hart. Die Arbeit im Arbeitergasthaus in Paris, die Reden, die sie anhören musste, waren für sie befremdlich und ärgerlich. Die Späße der jungen Mädchen im Pensionat gingen oft auf ihre Kosten. K fühlte sich hier wie dort in ihrer Würde als Frau vom Lande verletzt.
Immer neu musste K sich innerlich wieder erfangen, um Gott ihre ganze Hingabe erneut auszudrücken. Der Kampf ist manchmal beschwerlich! Das beständige Gebet K ist auch eine Bitte um Hilfe: „Mein Gott, ich gebe mich dir hin. Ich möchte ganz dir gehören, o mein Gott, mach mit mir, was dir gefällt.
Im Seminarjahr wird K nach außen hin nicht auffallen. Im Inneren wird sie einen besonderen intensiven Glaubensweg weiter geführt. Sie ist ganz offen, besonders sensibel für die Nöte der Welt und der Kirche. Sie bittet den hl. Vinzenz um seine Fürsprache in all diesen Anliegen und sie erfährt seine Nähe in einer Vision seines Herzens. K sieht Jesus in der hl. Eucharistie, solange sie intensiv glaubt, ansonsten sehen ihre inneren Augen ihn nicht. Am Vorabend zum Vinzenzfest hat K die Idee, bzw. die Inspiration, den hl. Gründer zu bitten, ihr zu helfen, auch einmal die himmlische Mutter Maria sehen zu können. In dieser Nacht hat sie mehr als eine Vision, die darf Maria, die in der Kapelle auf einem Stuhl Platz nimmt begegnen: K wird 26 Jahre später die Einzelheiten dieser ersten Begegnung niederschreiben. Die Freude und die Empfindungen sind noch immer gegenwärtig, K kann sie nicht verschweigen:
„Es ist mir unmöglich zu sagen, was ich in diesem Augenblick empfand, was in meinem Inneren da vor sich ging. ... Als ich also die heilige Jungfrau sah machte nur einen Satz zu ihr hin, warf mich an den Stufen des Altares auf die Knie, die Hände auf die Knie der heiligen Jungfrau gestützt Da verbrachte ich eine Zeit, es war die schönste meines Lebens. Es ist mir unmöglich zu sagen, was ich empfand.“
Ein langes Gespräch von etwa zwei Stunden folgt. K ist ganz ergriffen, sie hört aufmerksam die Ratschläge, die ihr gegeben werden. Sie wird den Inhalt dieser Mitteilungen niemals preisgeben, sie sind nur für sie selbst. Dann verkündet ihr Maria: „Der liebe Gott will dich mit einer Mission betrauen.“ K, ganz überrascht, versteht, dass Gott sie braucht. Es wird ihr nichts aufgezwungen, sie bleibt vollkommen frei. Im Augenblick der Verkündigung hat Maria selbst dieses Geheimnis wahrgenommen: Gott unterwirft sich der Antwort derjenigen, die er fragt, er respektiert zur Gänze die Freiheit eines jeden. Seine Geduld einem jeden gegenüber ermüdet nicht, sein Respekt vor dem Menschen ist bewunderungswürdig. Eine Zeit zum Überlegen, zum Nachfragen wird gelassen. Bevor Maria ihre Antwort gibt, fragt sie den Engel: Wie soll das geschehen?
K hat sicherlich auch Fragen gestellt, denn sie bekommt viele Erklärungen. Sie wird vorbereitet, dass sie vielen Schwierigkeiten begegnen wird. „Du wirst viel zu ertragen haben ... Du wirst Widerspruch erfahren.“ Wie Jesus die furchtsamen Apostel beim Sturm auf dem See, so bemüht sich Maria jene zu stärken, die mit einer gewissen Sorge zuhört: „Fürchte dich nicht, habe keine Furcht.“ Auf Gott zu vertrauen ist nicht immer leicht. K versteht schnell, dass diese Mission für sie bedeutet, einen wirklichen inneren Kampf zu bestehen. Maria bekräftigt: „Du wirst die Gnade dazu erhalten, du wirst in deinen Betrachtungen Einsprechungen haben. Ihr ganzes Leben lang wird K im Gebet von Gott und von Maria Erleuchtungen bekommen, um immer neu zu erkennen, was sie tun soll.
K soll nicht allein ihre Mission erfüllen. Sie soll sich ihrem geistlichen Begleiter, den sie regelmäßig in ihrem Seminarjahr trifft, anvertrauen. „Teile dich dem mit, der mit eurer geistlichen Begleitung betraut ist.“ H. Aladel, Lazarist, wird der einzige Vertaute von K sein. Er nimmt die Erzählungen der jungen Schwester, die gerade ins Seminar gekommen ist, mit großer Umsicht (Vorsicht) auf. Er rät ihr, sich vor Einbildungen in Acht zu nehmen. K versteht, dass H Aladel ihr nicht glaubt. Wie soll sie ihm das vermitteln, was sie ihm sagen muss? Viel später wird Sr. K verstehen, dass dieser Priester wirklich der unersetzbare Mitarbeiter und Mittelsmann für die Erfüllung der Mission war, die ihr anvertraut worden ist.
In dieser Nacht vom 18. Juli ist die Mission noch nicht ganz klar. Dennoch erläutert die Gottesmutter, wie K sie annehmen soll: sie ist „zur Ehre Gottes“. Für die Ehre Gottes arbeiten besteht ganz besonders darin, ihn bekannt zu machen, den Glauben sowohl bei den Christen als auch bei jenen, die Christus nicht kennen, zu fördern. Maria entwickelt diesen Gedanken indem sie zu K über die Situation in Frankreich und in der Welt spricht: „Die Zeiten sind sehr schlecht... Die ganze Welt wird in Unheil aller Art getaucht sein.“ K ist tief beeindruckt von Traurigkeit mit der Maria diese Katastrophen ankündigt.
Hier konnte die Heilige Jungfrau nicht weiter sprechen, der Schmerz zeigte sich in ihrem Gesicht.
Den Glauben in der Welt erwecken, die Liebe Gottes für die Menschheit bekannt machen, das wird die Herausforderung dieser Mission sein, die K noch nicht kennt und die ihr anvertraut werden wird. Die Kirchenväter haben oft die Verbindung zwischen der Ehre Gottes und dem Leben der Menschen erläutert; der hl. Irenäus fasst es so zusammen. Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch. ("vivens homo gloria Dei" 2. Teil wird oft nicht mitzitiert: "vita hominis visio Dei - das Leben des Menschen ist die Schau Gottes" Manche schauen schon mehr in diesem Leben, das gewöhnlich vom Glauben bestimmt wird).
„Ich bin geblieben, ich weiß nicht wie lange“ erklärt K am Ende ihres Berichtes. Dann ist es, als ob etwas erlöschen würde.
Das Kind sagte dann zu mir: „Sie ist fort“. Wir gingen den gleichen Weg zurück, der wieder ganz beleuchtet war ... Zu meinem Bett zurückgekehrt, da war es zwei Uhr in der Früh (...). Ich hörte die Uhr schlagen. Ich bin nicht mehr eingeschlafen."
Viele Wochen lang erinnert sich K an diese außerordentliche Nacht und bedenkt, was Maria ihr gesagt hat. Was wird das für eine Mission sein, die ihr anvertraut werden wird? Wird sie dem entsprechen können, was man von ihr erbittet? In der Stille der Betrachtung betet sie lange Zeit und vertraut Gott und Maria immer neu ihre Sorgen und ihr grenzenloses Vertauen an. Viel später wird eine der Schwestern, die mit ihr im Seminar lebten, sagen: „Sie blieb unbemerkt.“
27. November 1830
Beim Bericht dieser neuen Erscheinung zeigt sich Herr Aladel unbeweglich: „Wenn sie unsere himmlische Mutter ehren wollen, dann ahmen sie ihre Tugenden nach und hüten sie sich vor Einbildungen.“ Er legt K ein Schweigen auf. Diese ist bestürzt. Wem soll sie gehorchen? Maria, die ihr eine Mission anvertraut hat und die ihr empfohlen hat, mit ihrem priesterlichen geistlichen Begleiter zu sprechen? Dem Herrn Aladel, der sich weigert, ihr weiter zuzuhören? Das ist ein wirklicher Konflikt für K.: Wie soll sie ihrer Mission treu bleiben? Sie hat keinen Zweifel über Tatsache ihre Visionen, aber sie stellt sich dennoch Fragen, wegen der strengen Haltung ihres Direktors. Was, wenn sie sich täuschen würde, wenn sie sich von ihrer Einbildungskraft leiten ließe? Als gute Frau vom Lande, die mit beiden Beinen auf der Erde steht, macht sie das, was für sie sicher ist, auf Herrn Aladel zu hören und ihm zu gehorchen.
Nach einigen Wochen der Stille, hört K in ihren Betrachtungen die Stimme Mariens, die sie auffordert noch einmal ihren Direktor aufzusuchen. Sie erwidert: Aber er will nicht auf mich hören.“ Die Gottesmutter beruhigt sie. K überwindet ihre Befürchtungen und überbringt ihrem Direktor das, was Maria ihr ganz genau aufgetragen hat: „Die Gottesmutter ist verärgert.“ Herr Aladel lässt sich nichts anmerken, aber er ist tief erschüttert, denn nur er allein weiß von diesen Erscheinungen. Die Bemerkung der Gottesmutter betrifft ihn also ganz persönlich. Er unterbreitet seine Fragen dem Generalsuperior, der ihm rät, mit ihm zu kommen und mit dem Erzbischof von Paris, mit dem er in den nächsten Tagen einen Gesprächstermin hat, darüber zu reden. Als Erzbischof de Quelen den Bericht über die Erscheinung hört, ist er ganz erstaunt: die UE Marias wird klar auf der Medaille bestätigt, obwohl noch kein Dogma darüber von der Kirche verkündet worden ist. Er sieht keine Bedenken bezüglich der Verbreitung dieser Medaille. „Es ist nichts an ihr, was nicht dem Glauben und der Frömmigkeit gemäß wäre. Sie kann zu Gottes Ehre beitragen." Und er fügt hinzu: "Man darf nicht voreilig über das Wie der Erscheinung urteilen, noch auch die näheren Umstände weiter erzählen. Man soll ganz einfach diese Medaille verbreiten. Dann wird man schon den Baum an seinen Früchten erkennen."
Im März 1832, vor 180 Jahren beginnen die Arbeiten für die Prägung der Medaille.
Harr Aladel befragt K über die Rückseite:
Ganz besorgt zu wissen, was man auf die Rückseite der Medaille geben soll, schien mir, nach vielen Gebeten eines Tages in der Betrachtung eine Stimme zu sagen: "Das M und die beiden Herzen sagen genug."(AC 456)
500 Medaillen werden im folgenden Monat geprägt. Eine Beschreibung, die Herr Aladel verfasst, erklärt den Ursprung und die Symbole auf der Medaille. Der Name der Seherin wird nicht erwähnt.
Die Barmherzigen Schwestern wollen natürlich gerne wissen, wem die Gottesmutter Maria in ihrer Kapelle erschienen ist, als sie die ersten Medaillen erhalten. Herr Aladel kommt selbst, um diese Medaillen den Schwestern im Altenheim von Enghien zu überreichen. Er ist überrascht, ja verblüfft von der Ruhe und Ausgeglichenheit von Sr. K. Wie die anderen Srr ist sie glücklich die Medaille, die von Maria gewollt ist, zu erhalten, aber nichts in ihrer Haltung lässt etwas von ihrem Geheimnis erkennen. Sie hat wie die anderen Schwestern die Vorder- und Rückseite der Medaille betrachtet und hat zum freudigen Stimmengewirr diese Worte hinzugefügt:
"Jetzt muss man sie verbreiten" (CLM1 237)
Im Jahr 1832 bricht in Paris eine Choleraepidemie aus, die viele Opfer fordert. Die Schwestern verteilen die Medaillen an die Kranken, die Sterbenden, an die ratlosen Familien. Der Baum hat viele Früchte gebracht, so wie es Bischof de Quelen vorhergesagt hat. Die Menschen sind tief betroffen durch so viele Wunder und geben der Medaille den Namen „Medaille Miraculeuse“.
Im Altenheim von Enghien wird K, so wie die anderen Srr eine eifrige Verteilerin der Medaille.
Über das wunderbare, das sensationelle hinaus, möchte sie, das jeder entdecken kann, das sie eine Zusammenfassung des ganzen christlichen Glaubens ist, eine Katechese, die klar spricht, wie jene, die die Eingangstüren der großen Kathedralen schmücken.
K bietet die Medaille den Bewohnern im Altenheim an, die dem Tod nahe sind. Sie hält ihnen nicht lange Vorträge, sondern rät ihnen die Anrufung der Medaille zu beten: O Maria ...
K weiß gut, dass so Maria ihr Herz für Gott öffnen wird, den sie in ihrer Kindheit gekannt haben.
K versucht zu erkennen, welche Menschen und wie sie die verschiedenen Symbole auf der Medaille verstehen können. Sie behilft sich mit der Beschreibung von Herrn Aladel, die sie bei sich hat und die sie entsprechend auslegt. Auf der Vorderseite tritt Maria der Schlange auf den Kopf, ist das nicht eine Erinnerung an das Wort, das Gott nach dem Sündenfall des Menschen zur Schlange spricht: Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau... Jene trifft dich auf dem Kopf“? Die 12 Sterne weisen auf die Frau in der Apokalypse hin. „Ein großes Zeichen erschien am Himmel: eine Frau mit der Sonne bekleidet, der Mond unter ihren Füßen und ein Kranz von 12 Sternen auf ihrem Haupt. Maria, die Mutter des Sohnes Gottes, ist in der Glorie des Himmels. Sie kommt uns von dort entgegen, um uns in mütterlicher Weise beizustehen. Soll man sie dafür nicht ehren und loben?
Auf der Rückseite der Medaille erinnert das Herz Mariä, das von einem Schwert durchbohrt ist, an die Prophezeiung des Simeon. K erklärt, dass der Weg in der Nachfolge Jesu auch dunkle Strecken kennt. Die 12 Sterne weisen auf die 12 Apostel hin, die mit ihrem Leben und Sterben die Auferstehung Jesu bezeugt haben. Nach ihrem Beispiel sind auch die Christen gerufen mit ihrem Leben Zeugen für Christus zu sein.
K lädt alle jene, denen sie die Medaille umlegt, ein, immer wieder langsam des Gebet zu sprechen : O Maria ...
Ihr Blick ist dabei ganz erleuchtet, als ob sie von neuem die Schönheit der Mutter Gottes betrachten würde.
K, die solche Schwierigkeiten hatte, die Zustimmung ihres Direktors zur Prägung der Medaille zu erhalten, freut sich über ihre große Verbreitung. Für sie ist das Tragen der Medaille ein Zeichen der Verbindung zu den verschiedenen Glaubensgeheimnissen. Es ist auch ein Zeichen des Verlangens nach Treue zu J Ch, dem Heiland der Menschen. Maria, die demütige Frau aus Nazareth, nimmt die vielen Gebete, die an sie gerichtet werden, an, aber sie leitet sie an ihren Sohn weiter, der zweiten göttlichen Person den Allerheiligsten Dreifaltigkeit, der in die Welt gekommen ist, die Liebe Gottes für alle zu verkünden.